Gemäß ArbMedVV hat der Arbeitgeber bei Tätigkeiten mit Isocyanaten (isocyanathaltigen Stoffe oder Stoffmischungen, Poyurethanen (PUR) et al.) an Arbeitsplätzen, an denen der Arbeitsplatzgrenzwert nicht (sicher) eingehalten wird oder direkter Hautkontakt besteht, regelmäßig arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen zu veranlassen (Pflichtuntersuchungen). Arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen sind anzubieten (Angebotsuntersuchungen) oder auf Wunsch durchzuführen (Wunschuntersuchungen), wenn bei der Tätigkeit eine Kontaktmöglichkeit mit Isocyanaten oder isocyanathaltigen Gemischen besteht (G27). 

Bei folgenden Arbeitsverfahren/-bereichen und Tätigkeiten muss mit einer höheren Exposition gerechnet werden:

  • Herstellung von Isocyanaten, ihren Prepolymeren, insbesondere von Polyurethanen (PUR, PU) und deren Verarbeitung 
  • Herstellung von PUR-Schäumen (Integralschäume, Hartblockschäume, Dämmplattensysteme, Weichschaumsysteme) 
  • Herstellung und Verarbeitung von isocyanathaltigen Beschichtungsstoffen, Klebstoffen, Fugendichtmassen, Haftvermittlern, Bindern und ähnlichen Produkten
  • Herstellung von thermischen Isolierungen mit PUR-Systemen z.B. in der Bau-, Elektro- und Automobilindustrie 
  • Herstellen von technischen Kunststoffen (Formenbau) 
  • Arbeitsverfahren bzw. Tätigkeiten mit Staub- und oder Dampfentwicklung (z.B. beim Abwiegen oder manuellen Umfüllen von Isocyanaten)
  • Ausschäumen mit Montageschäumen, wenn dies wesentlicher Bestandteil der Tätigkeit ist
  • In Gießereien bei der Verwendung von isocyanathaltigen Bindersystemen (Cold-Box-Kerne)
  • Arbeitsabläufe, bei denen es zur Thermolyse von polyurethanhaltigem Material (z.B. Isolierungen, Beschichtungen) kommen kann (z.B. Schweißen, Löten)
  • Auftragen von Beschichtungen durch Spritzen, Beschichten von Sportplätzen, Beschichten in Behältern

Untersuchungsumfang:

  • Anamnese im Hinblick auf die Tätigkeit
  • Untersuchung im Hinblick auf die Tätigkeit (v.a. Luftwege, Hand- und Hautstatus)
  • Laborwerte (gr. BB, SGOT, SGPT, GGT, Urin)
  • Spirometrie
  • ggf. Ergometrie
  • ggf. Röntgen-Thorax
  • ggf. Plethysmographie
  • ggf. Histamin-Provokationstest
  • nach Exposition zusätzlich erforderlich: Isocyanat-IgE, -IgG

Untersuchungsfrist: 12-24 Monate sowie nach ärztlichem Ermessen

Dauer: 30 Minuten

Anm.: Die arbeitsmedizinische Untersuchung nach G 27 Isocyanate wird häufig mit den arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen nach G 24 Haut (Arbeiten mit Hautbelastung), G 26 Atemschutz (Tragen von Atemschutz) und G 29 Benzolhomologe (Lösungsmittel, z.B. Toluol, Xylol) ergänzt. In diesen Fällen werden nur die ggf. dafür notwendigen Ergänzungsuntersuchungen zusätzlich berechnet.

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